Nur mal zeigen
„Zitronenspritzer“
Man war der Meinung es ist Effekt Hascherei und derlei Bilder gibt es inflationär im Internet zu sehen. Und überhaupt, was soll die zentrale Aussage dieses Bild sein. Wie eine Zitrone ins Wasser fällt? Das haut wirklich keinen vom Hocker!
Diese Erlebnis war wirklich einschneident und ich hätte die Kamera beinahe in die Ecke geschmissen. Das ist nun mittlerweile 4 Jahre her und die Lehre die ich daraus gezogen habe ist, dass es am Ende einzig und allein darauf ankommt was der Fotograf mit seinen Bildern aussagen will. Die Kunst des Fotografierens besteht darin mit der Frustration umzugehen, wenn die Bilder nicht beachtet oder abgelehnt werden.
In diesem Sinne wünsche ich euch, liebe Fotofreunde, ein schönes Wochenende, vor Allem all jene Neulinge hier im Forum die zwar sehr gute Fotos zeigen aber kaum Aufmerksamkeit erhalten. Habt Geduld :-)
Euer Burkhard
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Nachtrag zum Bild:
Bei dieser Art von Bilder nutzt man die Tatsache aus, dass der Blitz viel kürzer ist (bis zu 1/64000 sec bei hochwertigen Handblitz Geräten) als die kürzeste Verschlusszeit der Kamera. Die Belichtungszeit an der Kamera spielt für die Belichtung keine Rolle mehr.
Das Sujet:
Wasser und Zitrone, ist klar! :) Ich hab mir als Behälter, im Baumarkt ein quadratisches Miniaquarium für kleines Geld besorgt. Eine Seite ist mit schwarzer Folie ab geklebt. Es ist dann etwa mit zweidrittel der Füllhöhe mit Wasser befüllt, denn der eine oder andere Spritzer geht später auch ganz gerne daneben und man muss ja nicht mehr Sauerei machen als notwendig. Auf der linken Seite (90° zur Aufnahme Richtung) steht ein Blitz. Er sollte mit einem Karton so abgeschirmt sein, dass er sein Licht nur ins Aquarium wirft. Man sollte auch vermeiden, dass die ab geklebte Rückwand beleuchtet wird. Auf der rechten Seite steht ein Reflektor. Prima geeignet hat sich die matte Seite von Frischhalte Alufolie die man auf ein Stück Pappe spannt. Da der Blitz nun sehr nahe am Objekt ist und das Licht nicht zu hart werden zu lassen, empfiehlt es sich einen Diffuser oder besser noch eine Minisoftbox auf zu setzen. Die Kamera steht mit Fernauslöser auf einem Tripod in etwa 0,5 - 1 m Entfernung je nach Brennweite. Ich benutze hier das 105mm Makro, was ich auch empfehlen würde. Es geht natürlich auch mit kleinerer Brennweite, man muss dann "nur" näher ran. Bei größerer Brennweite sollte man bedenken, dass die Geschwindigkeit zu hoch wird.
Die Vorbereitung:
Als Erstes würde ich den Focus festlegen. Man kann es ausmessen, aber einfacher geht es wenn man einen Streichholz in die Mitte des Beckens platziert und darauf mittels Autofokus fokussiert. Danach den Fokus auf manuell schalten und den Aufbau nicht mehr verändern. Danach wählt man Blende und Belichtungszeit. Die Blende sollte man so wählen das sich ein möglichst große Tiefenschärfe ergibt, also zwischen f16 und f22 bei Halbformat. Nicht kleiner da sonst das Bild durch die Beugung wieder unscharf wird. Die Belichtungszeit spielt bei Blitz keine Rolle und sollte so eingestellt sein, das ohne Blitz ein schwarzes Bild erzeugt wird. Testen!!! Ich habe bei Zimmerbeleuchtung gearbeitet und die 1/200 sec bei ISO100 hat da ausgereicht. 1/200 sec ist bei den meisten Kameras auch die kürzeste Blitzsync Zeit, die man nicht unterschreiten sollte, da es sonst zu halb belichteten Bilder kommen kann. Wenn kein schwarzes Bild erzeugt wird, hilft nur Umgebungslicht reduzieren. Den Blitz stellen wir manuell auf die Leistungen die eine Brenndauer von ca. 1/16000 sec entspricht. Welcher Leistung das bei eurem Blitz entspricht, könnt ihr der Doku des Blitzgerätes entnehmen. Zum zünden des Blitzes gibt es die Möglichkeit eines einfachen Synckabels oder eines Funkauslösers oder, wie ich es gemacht habe, mit dem Nikon CLS ( CLS steht für Creative Lightning System ) . Und wieder Testen, diesmal der Ausleuchtung mit dem noch schwimmenden Streichholz. Es geht jetzt nur mit weiter öffnen oder schließen der Blende oder ggf. Verändern des ISO die Belichtung zu justieren. Eine Histogramm - Auswertung am Kamera Display kann da hilfreich sein. Wenn ihr was verändert ist es wieder zunächst Schwarzbild justieren und dann Ausleuchtung prüfen. Die Vorbereitung bis das Set steht kann schon mal ein Stündchen in Anspruch nehmen. Also Geduld haben :))
Die Ausführung:
Ja, was soll ich sagen, nun ist Geschicklichkeit gefragt. Halbe Zitronenscheiben schneiden, nicht zu dünn und nicht zu dick, und aus etwas 25 - 35cm Höhe ins Becken fallen lassen, denn wir wollen ja auch noch einen Splash haben. Im richtigen Moment natürlich mit dem Fernauslöser auslösen. Die ersten Paar Male seit ihr zu früh oder zu spät, aber nach vielleicht 25 mal solltet ihr den Sync zwischen Werfen und Auslösen drauf haben. Alle zwei bis dreimal Werfen müsst ihr die Scheibe von der Innenseite mit einem feuchten Lappen von Spritzern befreien ( absolut lästig!! ). Eine Zitronenscheibe hält auch nur für ca. 10 - 15 Würfe, danach wird sie labberig ( auch doof!! ) Also noch mehr Geduld haben :) Also gut, wenn ihr nun nicht den Anspruch habt, wie die Zitrone genau auf dem Wasser auftreffen soll, ergeben sich trotzdem ziemlich spektakuläre Splash Bilder die allemal sehenswert sind. Wenn ihr an solchen Fotos Spass bekommen habt und mehr machen wollt, gibt es mittlerweile auch Lichtschranken, die die Kamera zeitverzögert auslösen können. Eine echte Erleichterung die im Fotoversand für etwa 100 Euronen käuflich zu erwerben ist. :)
Ihr seht also kein Geheimnis und auch ziemlich einfach nach zu bauen. Vielleicht als Anregung für die bevor stehenden langen Winterabende. Viel Spass :)
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Kommentare zum Bild
Werner Klein
08.11.2013Sehr schön eingefangen.
Für meinen Geschmack eine äußerst gelungene Version dieses Themas.
Gruß Werner
Petra Klein
08.11.2013Ein wundeschönes Foto, an solche hab ich mich bisher noch nicht herangetraut.
Danke für Deine Geschichte, sie macht mir etwas Mut, auf meinem Weg weiterzugehen!
LG & schönes WE,
Petra
Peter Wahlich
08.11.2013deine Geschichte hört sich fm (ich spreche das böse Wort hier mal aus) sehr nach Neid und Mißgunst, im Angesicht dieses tollen Bildes, an. Ich bin auch neidisch aber ich gönne des dir und nehme es mit☺ V*G piet
Burkhard Kaiser
09.11.2013Ganz herzlichen Dank, liebe Fotofreunde für eure Kommentare. Es ist ehrlich gesagt mehr als ich erwartet habe und ich bin hoch erfreut.
Zum Dank, habe ich als Nachtrag beschrieben wie solche Bilder zu machen sind. Bei Mr. Blue im Portfolio seht ihr Bilder mit fallenden Gläsern, die auch ganz reizvoll sind. Die Machart ist bis auf die Schwarzjustage immer ganz ähnlich. Es würde mich natürlich auch sehr freuen wenn ich euch ein wenig motivieren konnte :)
Euer Burkhard
Ralf Hüsges
09.11.2013Eins von den besseren Fallobstbildern. Sehr gut gemacht und erklärt.
Viele Grüße Ralf
jutta k
10.11.2013Stark, mich beeindruckt solche Fotografie immer noch, egal was Fachkreise dazu äussern.
LG Jutta
PS: Vielen Dank für deine Ausführungen dazu.
Kommt in meine Lehr-, Lern- und Besonderheitengalerie.
Kurt F. Stangl
12.11.2013Klasse Bild. Mal was anderes als diese ewigen Tropfenbilder.
LG Kurt F.
MikeF
12.11.2013Eine ganz tolle Aufnahme.!!