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Nord- und Südpol

Brida
„Innehalten“


Stille genießen, die es hier im Überfluss gab, für den, der sie sucht. Wie mich.

Antarktis/Peterman Island *2016

Wer mehr über den Ort lesen mag:
https://de.wikipedia.org/wiki/Petermann-Insel

Im Foto ist eine Reiseteilnehmerin (insgesamt waren ca. 80 Mitreisende an Bord der "Ushuaia", die hier im Bild leider etwas versteckt hinter einem Felshügel nur zu sehen ist).

***

Meine Reise in die Antarktis empfinde ich auch als eine Reise zu mir selbst. Allein die Anreise über Buenes Aires nach Ushuaia (dem südlichsten Hafen der Welt) war aufregend für mich. Die Überquerung der gefürchteten Drake Passage aber, die den Pazifischen mit dem Atlantischen Ozean verbindet und nie  - oder nur sehr selten - windstill ist, war dann ein Abenteuer für sich. Sturm und hoher Wellengang, setzte denjenigen gehörig zu - wie mir -  die sonst nicht ihren Lebensunterhalt auf See verdienen. Es wurde, um es mal so zu formulieren, für mich zur körperlichen und mentalen Herausforderung. Gegen die Seekrankheit hatte ich aber sehr gute Tabletten im Gepäck, die ich sogar nachts nahm, um einen "Spiegel" aufrechtzuerhalten. Ich wurde nicht seekrank dadurch, obwohl ich das ohne das Medikament 100% geworden wäre.

Dennoch dachte ich in diesen Situationen, als mich der hohe Wellengang in meiner Koje hin und her rollte und ich froh war, dass eine Gitterstange am Bett verhinderte dadurch nicht aus selbigem bei einem Wellen-Seitenkracher herausrollen zu können, was unweigerlich passiert wäre, ich dachte dann:
Was mache ich eigentlich hier, warum tue ich mir das an?

Der ganze "Spuk" dauerte dann zwar nur zwei Tage und auf der Rückfahrt wieder nach Ushuaia wusste man auch schon was einen zu erwarten hatte, aber war eben auch für die bleibende Erinnerung eine Episode dieser Reise.

Und vor Ort dann - kaum Wellengang, wenig Wind und vor allem landschaftliche Erlebnisse, die unvergesslich bleiben. Im Rückblick heute möchte ich jedoch keine Minute dieser Reise missen. Für mich hatte  - gerade diese Überfahrt von der Südspitze Südamerikas bis zum antarktischen Archipel  - Grenzerfahrung und ich bewundere die Idealisten, die sich der Herausforderung des Einhandsegelns einer Vendée Globe in 80 Tagen um die Welt stellen. Dagegen war mein Aushalten von insgesamt vier Tagen auf der Drake Passage im Sturm ein Waldspaziergang.
So relativiert sich halt manches.

Es war aber auch wieder so eine Situation für mich, in der ich Ehrfurcht vor den Gewalten des Meeres, der Natur überhaupt bekam, und mich klein und unbedeutend, auf diese Kraft und Größe bezogen, empfand. Ich wurde demütig ... und Zeit zum Nachdenken hatte ich in den Stunden der jeweiligen Überfahrten viel. Denn essen, trinken, Bewegung an Bord, auch schlafen, waren aufgrund der Herausforderung, um das bewältigen zu können, zeit- und kraftaufwändig und wurden von mir somit auf ein nötiges Mindestmaß beschränkt.
Gelangweilt habe ich mich trotzdem nicht.

***

(Das wollte ich im Zusammenhang mit diesem Foto sagen. Kann man ja lesen, musste es aber auch nicht :-))
Kategorie: Reise
Rubrik: Nord- und Südpol
Hochgeladen: 23.01.2024
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Kamera: PENTAX K-3
Objektiv:
Blende: f/9
Brennweite: 24 mm
Belichtung: 1/125 sec
ISO: 200
Keywords: Antarktis, Peterman
Island, Eis, Pinguine,
Schiff "Ushuaia", Person


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Kommentare zum Bild

Anne UD
23.01.2024

Brida, der Bericht ist intensiv wie die Überfahrt! Und sooo gerne möchte ich noch in die Antarktis! Huuuuuh.
Das Foto ist voll von mächtigem Gestein, Wildnis, Einsamkeit. Die Ruhe ist spürbar, es muss ein traumhaftes Erlebnis sein, sich dann dort aufzuhalten. Nun weiß man, wie sich die gelb gekleidete Reisende fühlen mochte... Inmitten der glücklichen, friedlichen Pinguine und bei zum Glück fast freier Sicht.
Herzliche Grüße mit bestem Dank für deinen Bericht!
Anne

PeSaBi
23.01.2024

Die Landschaft wirkt mächtig und erhaben ... daß Du eine Mitreisende im Bild integriert hast unterstützt das sehr gut, denn so wird die gewaltige Natur noch besser hervorgehoben ...
Dein Bericht voller Spannung, erinnert mich an eine klitzekleine, nur ein paar Stunden dauernde, Überfahrt nach Helgoland bei Windstärke 8 ... mir war danach noch 3 Tage übel, und zurück im Hotel hat des Nachts das Bett noch kräftig geschwankt ...
auch die Kälte hätte mich abgehalten ...
insofern Gratulation zum Bild, natürlich zur Reise und danke fürs Zeigen und Berichten !
HG - Petra

Otto Plohmann
23.01.2024

Hallo Brida,

du hast diese, in jeder Hinsicht eine große Herausforderung, angenommen und bestanden und belohnst uns jetzt mit deinem Bericht und dem tollen Foto.
Die Kälte ist durch das Blau des Eises fast zu spüren.

Die gelbe Jacke der Mitreisenden ist natürlich ein Eye-Catcher.
Dabei hätte es meiner Meinung nach der Platzierung im Foto nicht bedurft, denn die Landschaft ist einfach grandios.

Vielen Dank und Gruß
Otto

KrysN Photographie
23.01.2024

Das Foto ist großartig. Die Person im Vordergrund schafft Tiefe und unterstreicht die Größe der beeindruckenden Landschaft, zudem lockert sie den etwas gleichförmigen Vordergrund etwas auf. Als nächstes kommt die Ebene der Pinguine; dann der Gletscher mit den Bergen, die sich in die Wolken hüllen. Eine gelungene Staffelung.
Zu Deiner Reise kann ich Dich nur beglückwünschen. Du hast die seltene Chance genutzt, diese großartige Natur noch erleben zu dürfen. Was bleibt, sind die schönen erlebnisreichen Erinnerungen. Die Strapazen des Sturms sind das Abenteuer; zum Glück ist nichts passiert und Du kannst stolz darauf sein. Die Momente kann ich Dir aber nachfühlen ...
VG Krystina

Lothar Mantel
24.01.2024

Die Person sitzt an der richtigen Stelle in diesem Bild. Sie bildet den Spannungsbogen zum Schiff; und sie transportiert auch die angesprochene Ruhe, den Akt der Kontemplation am unteren Ende der Welt. Welch ein Erlebnis!
Mit dem Weitwinkel hast du den Ort eurer Anlandung großflächig wiedergegeben. Dabei geben mir die Pinguine, die ja auch immerhin bis 1,20 groß sein können, neben Mensch und Schiff, eine etwaige Einordnung der Größenverhältnisse
Mit dem Mittelgrund bin ich in technischer Hinsicht nicht so ganz eins. Die Felsen wirken etwas plastisch auf mich. Hast du hier der Nachbearbeitung vielleicht etwas zu viel angedeihen lassen? Der teilweise zarte rötliche Schimmer, insbesondere rechts? Vielleicht ist es ja auch eisenhaltiges Gestein. Ich weiß, ich bin pingelig. Aber unter uns Pfarrerstöchtern... ;-)
Die Berge (wenn auch nur 150 Meter hoch - klar, habe ich mir das durchgelesen) und der Eispanzer, faszinieren mich am meisten.
In deiner köstlich detailreichen Schilderung finde ich mich absolut wieder. Auch wenn ich (Warmduscher) niemals an einen solch kalten Ort fahren würde. Aber was du beschreibst ist doch genau das, was Reisen im eigentlichen Sinn ausmacht: Das sich hingeben in fremdes Terrain und den unbekannten Weg zum Ziel, nicht nur als lästige und zu überbrückende Strecke anzunehmen.
Danke für das Foto und die abenteuerliche Geschichte.

LG Lothar

Eberhard Dengler
24.01.2024

Das gehört wohl zu den schönsten Momenten einer Reise, sich einfach hinsetzten und die grandiose Landschaft auf sich wirken lassen, das Licht, die Geräusche und auch das Wetter, so wie es eben gerade ist. Mit dem leichten Panoformat hast du wunderbar die Weite der Felsen und des Gletschers zwischen Schneefeld und Himmel betont. Die Person darf dabei keinesfalls fehlen. Sie bildet den notwendigen Kontrast zur Natur, der zum Nachdenken erst anregt. Dein intensiver Bericht zeigt eindrücklich, daß Reisen in solch extreme Gegenden oft nicht viel mit Kreuzfahrtromantik zu tun haben und man manches für solche Erlebnisse erleiden muss.
VG Eberhard

Dieter F.Grins
24.01.2024

Dein Reisebericht hat bei mir zurückliegende Erlebnisse wieder in Erinnerung gebracht. (mit der Bekämpfung der Seekrankheit war ich allerdings nicht so erfolgreich)
Das hat sich aber alles im hohen Norden abgespielt bei mir.
Dort unten bin ich nicht über Feuerland hinaus unterwegs gewesen. Die Eiswelt in Patagonien im Camper zu erkunden hat solche Empfindungen, wie du sie beschreibst, auch bei mir festgesetzt.
Bilder von der Antarktis, wie deines hier, begeistern mich immer wieder. Der einsame Mensch und die Pinguine setzen einen besonderen Akzent.
Schauen, innehalten und erinnern.
BG Dieter

Brida
25.01.2024

Ich danke ALLEN herzlich für eure ausführlichen Gedanken zu meinem Foto, mit welchem ja indirekt meine kleine Erlebnisgeschichte von der Überfahrt durch die Drake Passage in Verbindung steht. Danke auch fürs Lesen.

@Anne - ja, es war ein traumhaftes, unvergessliches Erlebnis, was mein Leben prägte..

@Petra - Landschaften, Eisberge, das Meer und manche Wolken waren mächtig und erhaben .... und die Pinguine frech :-). .. uns wurde vor unserem ersten Landgang mit auf den Weg gegeben, den Pinguinen nicht zu nahe zu kommen. Aber hatte das auch jemand den Pinguinen gesagt?`:-)) Für sie waren wir eine willkommene Abwechslung. So zupfte schon mal mancher an einem Hosenbein oder lief uns hinterher, besonders die Jungen.

@ Otto - die Person saß nur zufällig dort und ich habe den Moment genutzt. Sie war wichtig für mich für die Größenrelation wie es auch @Krsystina und @Lothar als mein Anliegen gesehen haben. Und eben zusätzlich - wie du es siehst - ein willkommener Farbtupfer.

Ja - @Krystina, ich denke manchmal sehr darüber nach, wie wohl unsere nachfolgenden Generationen diese Welt noch vorfinden werden. Ich lese aufmerksam Beiträge, die von der Antarktis - aber auch Arktis - berichten. Jüngst kam mir im Internet ein Beitrag, unter die Augen :

"Ein Riss in der Antarktisfestmasse wurde im Jahr 2016 entdeckt. Der Riss ist 113 Kilometer lang, 91 Meter breit und etwa 530 Meter tief . Der Riss befindet sich im Larsen-C-Eisschelf auf der Antarktischen Halbinsel. Die Nasa hat ein Foto des Risses veröffentlicht. Der Riss könnte dazu führen, dass ein Eisberg abbricht, der fast doppelt so groß wie die Insel Mallorca ist."

Beängstigend.
Meine Fotos- wie die anderer Reisende - werden vielleicht einmal Zeugnis sein können, wie wir diese Erdregion vorgefunden hatten. Ich fertige von meinen Reisen umfangreiche Fotobücher an, in Art von Bildbänden und etwas Text, die das für meine Kinder und Enkelkinder aufbewahren.

@Lothar - nein, das ich nicht pingelig für mich, dann wäre ich das manches mal auch. Dafür bin ich hier, um auch dieses Feedback zu bekommen, wie zu geben, dafür zeige ich meine Bilder. Danke für dein Nachfragen/Hinterfragen.
Wenn ich denke, was du meinst: das Rötliche ist kein Fels oder farblich von mir in der Nachbearbeitung überzogen. Obwohl letzteres ja auch mal sein könnte.
Es ist schlicht und drastisch formuliert: Pinguinmist, Schlick und Schmutz von den Hinterlassenschaften unzähliger kleiner Frackträger. Die sind so rötlich. Wenn du nochmal auf den Link in meinem Textbeitrag oben gehst, siehst du das auf einem Bild in diesem Beitrag auf wiki noch deutlicher. Weil sich das nicht immer verhindern ließ, dass wir mit unseren Gummistiefeln nicht damit in Berührung gekommen sind, diente die Säuberung und Desinfizierung an Bord dann wieder - mehrere Wannen, durch die wir laufen mussten und das Abspritzen der Schuhe mit einem Schlauch. Es könnten ja Keime enthalten sein, die wir an Bord schleppten und dann bei einem nächsten Landgang wieder in einer anderen Brutkolonie verteilten. Das wäre verheerend.

@Eberhard - genau, mit Kreuzfahrerromantik alà AIDA hat das nichts in dem Sinne zu tun (obwohl, die auch dorthin fahren soll, aber ich glaube nicht so weit vordringt).
Es ist die Natur, die Stille, das Entschleunigen, das Besondere dieser Überfahrt, was es ausmacht ... Entschleunigung suchen wir doch alle irgendwie in unserer heutigen hektischen Zeit. Bequemlichkeit und den Italiener an der Ecke habe ich dann wieder zu Hause. Diese unbeschreibliche Natur, diese Erlebnisse aber nicht. Und nehmen kann einem das keiner mehr. Das bleibt und ist mir wichtig.

@Dieter - habe ja ein paar Worte schon direkt in deinem Profil gesagt. Aber da haben wir etwas gemeinsam: der Virus der Eisberge und Eislandschaften hat uns infiziert. Vor Jahren, nur in warmen Regionen, Mittelmeer etc unterwegs, habe ich meine Leidenschaft irgendwann für nördliche Breiten entdeckt - liegt ja etwas näher. Das hier, diese Reise in die Antarktis, war meine Lebensreise. Werde ab und an sicher nochmal etwas zeigen von dort.
Und mein Motto: Übereinander ziehen kann man viele Pullover und die Jacken sind heute auch sehr gut. Aber bei 35 Grad im Schatten oder mehr, kann ich irgendwann nichts mehr ablegen, um nicht aufzufallen ;-)) Und du weißt ja ebenso, wie ich aus eigener Erfahrung: Wenn diese Reisen durchgeführt werden, ist es nicht kälter als hier in Deutschland vor einer Woche. Dort hatten wir im Schnitt -5, max - 10 Grad - antarktischer Sommer halt. Grönland nicht anders. Aber verstehe es, man muss es trotzdem mögen.

Peter Eschweiler
26.01.2024

Denke an ein Zitat von Ralph Waldo Emerson:
»Und wenn wir die ganze Welt durchreisen, um das schöne zu finden – wir müssen es in uns tragen, sonst finden wir es nicht.«
Technische Ausführung: Hab' mich mal in einem Sreenshot
daran vergriffen (nicht die beste Voraussetzung) komme vielleicht später einmal darauf zurück ;-)

oestrich74
28.02.2024

Großartiges Bild; zwingt zum Innehalten und Nachdenken. Deinen und den Ausführungen der anderen kann ich nichts hinzuzufügen. Herzlichen Glückwunsch zum Bild des Tages.
Michael

Peter Eschweiler
28.02.2024

H E R Z L I C H E N   G L Ü C K W U N S C H   Brida !

Anne UD
28.02.2024

Gratuliere dir, Brida, zum BdT! Das passt!

eksfotos
28.02.2024

Herzlichen Glückkwunsch zu diesem beneidenswerten Foto und Bild des Tages.

Vg
Eckhard

PeSaBi
29.02.2024

Gratulation, liebe Brida !
HG - Petra

Gisela Hoffmann
29.02.2024

Ich schliesse mich den BdT-Glückwünschen an, liebe Brida. Es ist alles gesagt, deshalb schicke ich Dir meine besten Grüsse und wünsche Dir weitere schöne Naturmotive, Gisela

EsKa67
01.03.2024

Herzlichen Glückwunsch zum BdT, Brida! Ein klasse Foto, über das ja schon viel hier gesagt wurde. Lupe ist ein Muss, um die Pinguine und alle anderen Details besser genießen zu können. Sicherlich ein unvergessliches Erlebnis. LG, Sabine

Mirjam
05.03.2024

Herrlich
Das Bild zeigt die Kälte aber auch ihre Schönheit!
Der Bildaufbau ist perfekt - der weiße Schnee am Boden, die Person wie sie die Landschaft und die Pinguine beobachtet und im Hintergrund die Berge/ Eisberge umhüllt von Wolken! einfach klasse

Brida
06.03.2024

Ich danke EUCH ALLEN für die Gratulation zu der Auswahl meines Fotos als "Bild des Tages" vor ein paar Tagen:-)
Und dem Team der ff danke ich für die Auswahl, auch wenn ich etwas gegrummelt habe, wie es dort mit abgeschnittenen Bergspitzen in der "Laufleiste" zu sehen war (und noch zu sehen ist). Was solls, bin drüber weg :-)

Mirjam
26.03.2024

Stark! Der ganze Bildaufbau, die Situation, die Location, einfach alles passt hier zusammen! Wenn man das Bild betrachtet friert man, doch den Gedanken an diesen Moment bringt auch Wärme herbei.