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KlaMei
„Stanley`s Dampf-Oldtimer“


Bei eines meiner üblichen Fahrradtouren kam ich in Ladenburg (Wirkungsstätte von Carl Benz, bei  Heidelberg) an einer Fährstelle über den Neckar vorbei, wo gerade ein Oldtimer übergesetzt hatte und eine Pause einlegte. Als Autofan wollte ich natürlich wissen, was da vor mir stand. Es war ein Oldtimer der Marke: Stanley aus den USA, dass mit Dampf betrieben wird (Kerosin als Treibstoff). Super gepflegt und voll funktionsfähig. Außen und innen eine Augenweide.
Unten kann man mehr über die Firma und die Autos von Stanley erfahren....
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Für Oldtimer-Fans und die, die es vielleicht noch werden wollen...

Der Besitzer war gerade dabei eine Kontrolle der Aggregate vorzunehmen. Ich sprach ihn an und wir unterhielten uns über das Fahrzeug. Er hatte ein enormes Wissen über alle Aggregate des Fahrzeugs. Dann war die Kontrolle beendet und er fuhr von dannen mit einem leisen „töff, töff, töff.....“
Zu Hause habe ich dann weitere Informationen zusammengetragen, die man jetzt hier lesen kann.

Historie der Stanley`s Dampf-Oldtimer
Vor über 100 Jahren stießen Autos mit Verbrennungsmotor auch bei fortschrittlich Gesinnten noch auf Skepsis:
Das Starten von Hand erforderte Geschick, die ungedämpften Auspuffgeräusche der Motoren und der Abgasgeruch wurden als Plage empfunden. Kompliziert und defektanfällig waren die Wagen obendrein. Speziell Vergaser und Zündung waren wenig zuverlässig und wartungsintensiv.
Dabei gab es mit dem Dampfantrieb eine ausgereifte Alternative. Nach dem Vorheizen war der Start kinderleicht, dampfmaschinentypisch stand die volle Leistung sofort zur Verfügung. Ein Übersetzungsgetriebe war dank stufenloser Anpassung der Zylinderfüllung überflüssig. Geräusch- und Abgasentwicklung waren geringer als beim Benziner. Zudem kamen Dampfwagen mit weniger, kaum anfälligen Bauteilen aus.
Kein Wunder, dass es um 1900 allein in den USA über 100 Hersteller von Dampfautomobilen gab. Einer der erfolgreichsten war die Stanley Motor Carriage Company. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörten die Stanley Steamer zu den populärsten Automobilen in den USA.
Die Stanley Motor Carriage Company – Wie ein Unternehmen Dampf in das Leben der Amerikaner brachte

Die Dampfmaschine war im 18.Jahrhundert eine der Schlüsselinnovationen der Industriellen Revolution. Damals stand der Menschheit ein völlig neues Energiepotenzial zur Verfügung. Es war einleuchtend, dass eine Dampfmaschine nicht nur industriell genutzt werden kann. Dies erkannten die Stanley Zwillinge Freelan Oscar und Francis Edgar Stanley. Sie sahen auf der Brockton Messe im Jahr 1896 Autos mit Elektroantrieb und Verbrennungsmotor. Sie waren fest davon überzeugt, ein besseres Auto mit Dampfantrieb zu bauen. Diese Idee mündete 1902 in der Gründung der Stanley Motor Carriage Company.

Ein Dampfauto überzeugt beim „horseless carriages competition“
Da weder Freelan Oscar noch Francis Edgar Stanley Erfahrungen im Ingenieurwesen hatten, entwickelten sie ihr erstes Dampfauto nach dem Trial-and-Error Prinzip. Im November 1898 stellen die beiden im Charles River Park Velodrome in Massachusetts ihren Wagen vor. Dort fand ein Wettbewerb statt, bei dem „horseless carriages/pferdelose Wagen“ gegeneinander antraten. Ihr Dampfauto zeigte sowohl im Geschwindigkeits- und Reichweitenwettbewerb gute Ergebnisse. Die Zuschauer waren begeistert. Der große Anklang und mehrere Bestellungen veranlasste die Brüder schließlich, ihr Hobby zum Beruf zu machen.

Der Aufschwung des Locomobile
Die Stanley Zwillinge nannten ihr Dampfauto Locomobile. Die Bezeichnung entstand durch die Kombination der Wörter Locomotive und Automobile. Besonders beeindruckend war die Demonstration der Leistungsfähigkeit des Locomobiles. Freelan Oscar Stanley fuhr mit seiner Frau auf den Mount Washington in New Hampshire. Die Mount Washington Carriage Road erklimmt auf einer Strecke von 12,2km ganze 1408 Höhenmeter (durchschnittliche Steigung 11,6%). Damals war dies für ein Auto eine außergewöhnliche Leistung. 

Verkauf der Patente des Locomobile
John Brisben Walker und A.L. Barber waren so begeistert, dass sie den Stanley Zwillingen für 250.000$ die Patente abkauften. Eine weitere Bedingung des Verkaufs war ein Verbot für die Stanley Zwillinge. Sie durften ein Jahr lang selbst keine Dampfautos produzieren und verkaufen. Die Locomobile Company of America war in den nächsten Jahren ein Marktführer auf dem Dampfautomarkt.  Noch im selben Jahr beendeten jedoch Walker und Barber ihre Zusammenarbeit und wurden jeder mit seiner eigenen Firma Konkurrenten.

Gründung der Stanley Motor Carriage Company
Barber behielt dabei die Locomobile Company, während Walker die Mobile Company of America gründete. Die Locomobile Company hatte jedoch immer wieder Probleme mit technischen Fehlern. 1902 startete die Firma Versuche mit Verbrennungsmotoren und stieg schließlich auf diese um. Somit war der Weg frei für die Gründung der Stanley Motor Carriage Company. Der Rückkauf der Patente kostete die Stanley Zwillinge dieses Mal nur schlappe 20.000$.

Mit diesem Motto stiegen die Stanley Zwillinge in den immensen Konkurrenzkampf am amerikanischen Automarkte ein. Genügend Startkapital hatten sich die Stanley Zwillinge neben dem Verkauf der Dampfauto Patente schon verdient. Außerdem entwickelten sie 1883 einen Trockenplattenprozess zur Fotografie, mit welchem George Eastman später mit Kodak ein Weltunternehmen aufbaute.

Die Stanley Motor Carriage Company verbessert das Dampfauto
Die Stanley Motor Carriage Company verbesserte im Laufe der Jahre die Dampfautos kontinuierlich. Eine der größten Veränderungen war die Position des Kessels. Vorher befand sich der Kessel unter der Sitzbank des Fahrers, nun im „Motorraum“. Somit konnte mehr Platz für Insassen geschaffen werden. Zusätzlich löste ein richtiges Lenkrad die Lenkstange ab.

Kerosin und Kondensatoren für die Stanley Steamer
Zwischen 1910 und 1912 führte die Stanley Motor Carriage Company wieder entscheidende Veränderungen durch. Kerosin ersetzte Benzin als Brennstoff. Kerosin hat pro Liter einen etwa 10% höheren Brennwert als Benzin. Zusätzlich entflammt Kerosin etwas später. Somit konnten Feuerrückstöße, sogenanntes „Backfire“, am Brenner reduziert und die Sicherheit erhöht werden. Durch den Einbau eines Kondensators wurden die Dampfautos 1915 deutlich effizienter. Zuvor wurde der Dampf nach seinem Einsatz im Zylinder ausgeblasen. Somit ging eine große Menge an Wärmeenergie verloren. Durch den Kondensator konnte der benutzte Dampf abgekühlt werden und zurück zum Wassertank geführt werden. Zusätzlich nutzte die Stanley Motor Carriage Company die Wärme des benutzten Dampfes, um frisches Wasser vor Eintritt in den Kessel vorzuwärmen. Somit reduzierte sich sowohl der Verbrauch des Wassers als auch des Kraftstoffes deutlich.

Wettbewerbe als Werbung – Ein Stanley Dampfauto dampft davon – Weltrekord mit Dampfauto
Die Stanley Brüder waren davon überzeugt, dass erfolgreiche Teilnahmen an Wettbewerben die beste Werbung seien. Dort sollten die Leistungsfähigkeit und Extraklasse der Dampfautos demonstriert werden. Schließlich führten die Teilnahmen an früheren Wettbewerben erst zum Erfolg der Stanley Motor Carriage Company. Sowohl der Wettbewerb auf der Brockton Messe im Jahr 1896 als auch das Bergklettern am Mount Washington 1899 führten zu großer Bekanntheit des früheren Locomobile. Doch dieses Mal wollten die Stanley Zwillinge etwas noch Außergewöhnlicheres wagen. Sie bauten ein Dampfauto Rennwagen, den Stanley Rocket. Dieser stellte am 26.Januar 1906 einen Weltrekord für das schnellste Fahrzeug auf. Innerhalb von 28,2 Sekunden fuhr der Stanley Rocket eine Meile, mit einer Endgeschwindigkeit von 127,6 mph bzw. 205,5km/h.

Der Ausflug in die technische Vergangenheit war ein schönes Erlebnis und zeigte mir mal wieder, dass die alte Technik auch funktionierte und zudem wunderschöne Autos erzeugte. 

Neue Weltrekordversuche der Stanley Motor Carriage Company
Und wer saß auf dem Daytona Beach Course am Lenkrad? Fred Marriott, ein Mechaniker der Stanley Motor Carriage Company. Somit war Fred Marriott der erste Mensch, der die 200km/h Marke in einem Auto durchbrach. Der Rekord für das schnellste Fahrzeug hielt sechs Jahre an. Der Rekord für das schnellste Dampfauto hielt dafür deutlich länger. Erst im Jahr 2009 brach ein britisches Team den Rekord mit einer Geschwindigkeit von 224km/h. Fred Marriott soll damals übrigens ausgewählt worden sein, weil er der einzige Junggeselle des vierköpfigen Teams beim Rekordversuch war. 1907 sollte ein weiterer Rekord aufgestellt werden. Doch bei einer geschätzten Geschwindigkeit 225-240km/h geriet der Stanley Rocket in eine Furche. Der Wagen hob in die Luft ab und zerbrach beim Aufprall in zwei Hälften. Fred Marriott überlebte wie durch ein Wunder und verzichtete auf weitere Rekordversuche.

Die Stellung der Dampfautos beginnt zu wackeln
Nachdem 1911 erstmals erfolgreich in einem Cadillac ein elektrischer Starter getestet wurde, standen den Dampfautos schwierige Zeiten bevor. Zusätzlich ermöglichte Henry Ford mit der Einführung der Massenfertigung der breiten Masse den Zugang zur Mobilität.  Ab 1910 sanken die Produktionszahlen der Stanley Motor Carriage Company immer weiter. 1910 fuhren noch fast 700 Stanley Steamer aus der Werkstatt. 1916 nur noch etwa 350. 1917 immerhin noch einmal knapp 520. Danach sank der Absatz immer weiter. Die mangelnde Weiterentwicklung und der hohe Kaufpreis war letztendlich ein zu großer Nachteil auf dem harten Konkurrenzmarkt.

Eines der letzten Stanley Dampfautos, der Stanley Steamer 740D, kostete im Jahr 1924 3950$. Dies entspricht etwa 58.000$ im Jahr 2019. Im Gegensatz dazu war ein Ford T Modell für unter 500$ zu erwerben. Dies entspricht etwa 7300$ heutzutage. Aufgrund der geringen Produktionszahlen in der Werkstatt konnte man nicht mit der Massenfertigung des Henry Ford mithalten. Zusätzlich führte die Stanley Motor Carriage Company nicht so effektive Werbekampagne wie andere Unternehmen durch. Letztendlich war es aber auch die Sehnsucht der Kunden nach höheren Geschwindigkeiten. Kein Serien Stanley Steamer hatte ab 1918 mehr als 20PS.
“Power correctly generated, correctly controlled, and correctly applied to the rear axle.”
Davon konnte die Bevölkerung letztendlich nicht überzeugt werden. Letztendlich entschied sie sich für die „Explosionsmaschine“ Verbrennungsmotor. Trotz der anfänglichen Skepsis zu Beginn des 20.Jahrhunderts war der Weg zum Aufschwung des Verbrennungsmotors nun geebnet.

Verkauf der Stanley Motor Carriage Company
Die Stanley Zwillinge erkannten die Zeichen der Zeit und verkauften die Stanley Motor Carriage Company 1917 an Prescott Warren. Auch wenn das neue Management mehr Geld für Direktwerbung und Print-Werbekampagnen ausgab, konnte es den Untergang nicht mehr verhindern. Die Stanley Zwillinge zogen sich zwar aus der Automobilbranche zurück. Die Dampftechnologie schrieben sie jedoch noch nicht endgültig ab. Sie entwickelten einen Dampfwagen für den Fernverkehr auf Eisenbahnschienen. Mit anderen gründeten sie 1915 die Unit Railway Car Company in Boston. Doch letztlich verlor das Vorhaben nach einem tödlichen Autounfall Freelan Oscars im Jahr 1918 im wahrsten Sinne des Wortes an Fahrt. Aufgrund dessen zog sich Francis Edgar Stanley zurück und starb schließlich im Jahr 1940.
Quelle
https://www.oldtimertouren.com/stanley-motor-carriage-company/




Kategorie: Technik
Rubrik: Autos
Hochgeladen: 03.09.2025
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Kamera: SM-A528B
Objektiv:
Blende: f/1.8
Brennweite: 5.23 mm
Belichtung: 1/129 sec
ISO: 25
Keywords: Oldtimer, Autos,
Dampfantrieb, Stanley


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Kommentare zum Bild

Waltraud Zorn
05.09.2025

Da ist dir ja wirklich ein außergewöhnlicher Oldtimer vor die Linse gekommen. Vielen Dank für deinen erklärenden Text zu der Besonderheit.
Gruss Waltraud

KlaMei
05.09.2025

Hallo Waltraud,
vielen Dank für Deine Anmerkung. Ich bin der Meinung, dass so ein Foto erklärt werden sollte. Danach blickt man anders drauf. So geht es mir jedenfalls. Wünsche Dir ein schönes Wochenende. VG-Klaus.