Begegnungen
„Der Großvater“
(Auszug aus einem Kubareisebericht meiner Frau)
Im September 2015 flogen wir nach Havanna. Unsere Reise führte uns von der Hauptstadt nach Viñales im Nord-Westen bis nach Santiago de Cuba im Süd-Osten, also über die ganze Insel und wieder zurück nach Havanna.
In meinem Tagebuch stand nach der ersten Woche: > Es war ein Fehler, nach Kuba zu fliegen. Ich bin für die Hitze nicht geschaffen. Die im Sozialismus entwickelte Schlitzohrigkeit der Kubaner nervt. Je heißer, je mehr<.
Im September stiegen die Tagestemperaturen auf 38° bis 42 ° C. In der Nacht kühlte es kaum ab. Zu unserer Verwunderung hatten alle Zimmer in den privaten Unterkünften, die für uns vorgebucht waren, ein kleines Bad, einen Ventilator und sogar eine Klimaanlage. Die alten Geräte hämmerten gnadenlos die kühlere Luft durch die Räume. Um schlafen zu können, stellten wir sie zeitweise ab.
Schon am frühen Morgen starteten wir unser Tagesprogramm. Während der Mittagshitze erholten wir uns im Schatten oder in klimatisierten Räumen. Erst am Spätnachmittag waren wir bereit zu neuen Taten, und füllten die Zeit mit unvergesslichen Erlebnissen.
Zum Beispiel mit dem Besuch bei Raúl Hermires (92 J.)
Der alte Mann erwartete uns. Sein Enkel stellte uns vor. „Deine Gäste sind auch meine Gäste“, begrüßte er uns und bat uns ins Haus. Es war nur eine Betonhütte, aber der alte Herr lebte hier selbstbestimmt und zufrieden. Materielles sei ihm nicht mehr wichtig, dass seine Stimme Gehör findet, wohl. Deshalb erzählte er gerne aus seinem Leben.
„Ich habe es ausgeschlagen, in Havanna zu leben. Denn die Reiche und Schöne, die es mir anbot, interessierte nicht, was aus meiner Familie wird. Dann adieu, habe ich gesagt. Keine schöne Frau und kein Geld der Welt kann dir die Familie ersetzen.“ Seine Welt blieb die des arbeitsamen Campesinos (Landarbeiters). Dieses Leben hat seine Frau mit ihm geteilt. Nachdem sie verstorben war, wollte er weder bei seiner Tochter noch im Haus seines Enkels wohnen. Er wollte ihnen nur nahe sein. Und das war er. „Ich hatte ein erfülltes Leben. Ich bin Teil der Natur und werde zur Erde zurückkehren. Das ist mein Los. Das ist das Los aller Menschen – reich oder arm. Ich bin jederzeit zum Aufbruch bereit“, sagte er uns. Und auch, dass er Fidel Castro schätze, der habe seine Welt zu einer besseren gemacht. Bewegt verabschiedeten wir uns von diesem würdevollen und weisen alten Kubaner aus dem Viñales Tal.
Im September 2015 flogen wir nach Havanna. Unsere Reise führte uns von der Hauptstadt nach Viñales im Nord-Westen bis nach Santiago de Cuba im Süd-Osten, also über die ganze Insel und wieder zurück nach Havanna.
In meinem Tagebuch stand nach der ersten Woche: > Es war ein Fehler, nach Kuba zu fliegen. Ich bin für die Hitze nicht geschaffen. Die im Sozialismus entwickelte Schlitzohrigkeit der Kubaner nervt. Je heißer, je mehr<.
Im September stiegen die Tagestemperaturen auf 38° bis 42 ° C. In der Nacht kühlte es kaum ab. Zu unserer Verwunderung hatten alle Zimmer in den privaten Unterkünften, die für uns vorgebucht waren, ein kleines Bad, einen Ventilator und sogar eine Klimaanlage. Die alten Geräte hämmerten gnadenlos die kühlere Luft durch die Räume. Um schlafen zu können, stellten wir sie zeitweise ab.
Schon am frühen Morgen starteten wir unser Tagesprogramm. Während der Mittagshitze erholten wir uns im Schatten oder in klimatisierten Räumen. Erst am Spätnachmittag waren wir bereit zu neuen Taten, und füllten die Zeit mit unvergesslichen Erlebnissen.
Zum Beispiel mit dem Besuch bei Raúl Hermires (92 J.)
Der alte Mann erwartete uns. Sein Enkel stellte uns vor. „Deine Gäste sind auch meine Gäste“, begrüßte er uns und bat uns ins Haus. Es war nur eine Betonhütte, aber der alte Herr lebte hier selbstbestimmt und zufrieden. Materielles sei ihm nicht mehr wichtig, dass seine Stimme Gehör findet, wohl. Deshalb erzählte er gerne aus seinem Leben.
„Ich habe es ausgeschlagen, in Havanna zu leben. Denn die Reiche und Schöne, die es mir anbot, interessierte nicht, was aus meiner Familie wird. Dann adieu, habe ich gesagt. Keine schöne Frau und kein Geld der Welt kann dir die Familie ersetzen.“ Seine Welt blieb die des arbeitsamen Campesinos (Landarbeiters). Dieses Leben hat seine Frau mit ihm geteilt. Nachdem sie verstorben war, wollte er weder bei seiner Tochter noch im Haus seines Enkels wohnen. Er wollte ihnen nur nahe sein. Und das war er. „Ich hatte ein erfülltes Leben. Ich bin Teil der Natur und werde zur Erde zurückkehren. Das ist mein Los. Das ist das Los aller Menschen – reich oder arm. Ich bin jederzeit zum Aufbruch bereit“, sagte er uns. Und auch, dass er Fidel Castro schätze, der habe seine Welt zu einer besseren gemacht. Bewegt verabschiedeten wir uns von diesem würdevollen und weisen alten Kubaner aus dem Viñales Tal.
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Kommentare zum Bild
Dirk Rosin
27.02.2017tolle portraits und eine spannende geschichte dazu.
lg dirk
Dieter F.Grins
28.02.2017Danke für eure Kommentare.
MfG Dieter
khm
28.02.2017Was für ein Charakter - und erst die Geschichte . . . Noch kann man Kuba so erleben, also nichts wie hin - denn wer weiss wie lange das noch vorhält.
Erinnerungen an meinen Besuch in Kuba von November 1997 werden wach, ich muß mir mal wieder die Dias aus der Zeit heraussuchen.
Gruß Kalle
Eloy
28.02.2017Was für eine Geschichte diese Weisheit ist beeindruckend und zeigt das Würde und Weisheit auch ohne viel Geld zu haben ist.
Den Mann steht du wunderbar porträtiert.
VG Robert
Lothar Mantel
01.03.2017Eine schöne Geschichte. Mit schönen Bildern. Aber irgendwie bleibst du außen vor. Fotografisch gemeint. Die Erzählung scheint an dir vorbei zu gehen und dadurch bleibe ich als Betrachter unbeteiligt. Ich vermisse, wie auch bei dem folgenden (sehr guten) Bild den Blick in die Kamera. Aber vielleicht kommt das ja noch.
LG Lothar
phillicht
01.03.2017Lieber Dieter; ich bin begeistert!
Mehr kann man nicht sagen. (+++)
Ciao Philipp
Dieter F.Grins
01.03.2017Hallo Lothar,
meine Arbeitsweise in dieser Situation hast du genau erkannt. Ich habe mich als Beobachter im Hinttergrund gefühlt. Das Gespräch lief über meine Frau (sie spicht spanisch ich nicht) Ich habe schnell bemerkt dass Raul den dirkten Blickkontakt mit mir und der Kamera scheute das habe ich respektiert.
MfG Dieter
Peter Wahlich
04.03.2017ein lebenslustiger, warmherziger und natürlich altersweiser Mann dem du mit zwei ebenso sensiblen und wertschätzenden Bildern (samt Geschichte) mitten aus dem Alltag ein wunderbar bewegendes "Denkmal" setzt. lg peter