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Gedenkstätten

Barbara Weller
„Klapperfeld“


Das Polizeigefängnis Klapperfeld wurde im Jahr 1886 errichtet. Das viergeschossige Gebäude bestand aus einem Verwaltungstrakt und einem Zellentrakt. Anders als die bis dahin bestehenden Haftformen des Zuchthauses, in der die Gefangenen gemeinschaftlich eingesperrt werden, hat die Einzelhaft die Isolierung der Gefangenen zum Ziel. Die Trennung der Gefangenen von sozialen Kontakten und allen sinnlichen Wahrnehmungen außerhalb der Zelle sollte die Wirkungen der Haft verstärken.

Zu Beginn der Weimarer Republik veränderte sich der Gefängnisalltag im Klapperfeld in verschiedener Hinsicht. Im Gegensatz zu den vorigen Jahrhunderten sollte das Gefängniswesen nicht den Willen des Gefangenen brechen, sondern im Gegenteil den Willen des Gefangenen stärken und in die richtigen Bahnen lenken. Die Strafe wurde als pädagogisches Mittel aufgefasst, mit dem ein Häftling zu einem guten Staatsbürger erzogen werden sollte. Einerseits fand das Resozialisierungsprinzip Eingang ins deutsche Strafsystem, gleichzeitig wurde aber auch der Typ des „unverbesserlichen Straftäters“ entwickelt. Unter diese Kategorie fielen diejenigen, die sich den Maßnahmen zur Resozialisierung entzogen und damit als nicht gesellschaftsfähig galten.

Abgesehen von den kaum durchsetzbaren Idealvorstellungen einer humanitäreren Haft, bildete das Strafsystem der Weimarer Republik weiterhin eine geeignete Grundlage für den nationalsozialistischen Staat. Insbesondere der Gedanke des „unverbesserlichen Straftäters“ ließ sich bestens in die nationalsozialistische Ideologie integrieren. Während der NS-Diktatur waren die Zustände im Klapperfeld dramatisch. Die Zellen waren hoffnungslos überfüllt, aus den Kübeln, die es anstelle von Toiletten gab, zog ein unerträglicher Gestank durch das ganze Haus, das Ungeziefer tummelte sich und viele der Häftlinge trugen nichts als Lumpen. Im Herbst 1943 war hier u.a. auch Elsie Kühn-Leitz inhaftiert. Als sog. „Judenhelferin“ wurde ihr „übertriebene Humanität“ vorgeworfen.

Nach dem Krieg wurde das Polizeigefängnis Klapperfeld von der amerikanischen Militärregierung übernommen, um Nazis und straffällig gewordene Menschen zu inhaftieren. Im April 1945 befanden sich in den 16 Einzel- und 2 Sammelzellen insgesamt 460 Häftlinge, darunter 440 politische. In den letzten Jahrzenten der Nutzung des Gefängnisses bis zu seiner Schließung im Jahr 2002 waren im Klapperfeld überwiegend Abschiebegefangene inhaftiert. An dem baulichen Zustand und der Ausstattung dürfte sich seitdem kaum etwas verändert haben.
Kategorie: Architektur
Rubrik: Gedenkstätten
Hochgeladen: 03.04.2025
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Kommentare zum Bild

Jaspi
03.04.2025

Das sind sehr eindrückliche Bilder und der Text lässt einen erschaudern. Man kann sich die schiere Mengen an Menschen in diesen kleinen Zellen nicht vorstellen.
Sehr eindrücklich, ich wiederhole mich!
Liebe Grüsse
Jacqueline

Michael Dehms
03.04.2025

Wozu die Menschen halt fähig sind. Auch im Land der Dichter und Denker. Oder denken wir an Guantánamo. Sprachlosigkeit - mehr fällt mir momentan dazu nicht ein.
Gruß Michael

peterhametter
03.04.2025

Bedrückend!
Wer solche und ähnliche Fotos sieht, sollte sich über
die offensichtlich vorhandene, sehr dunkle Seite
der Menschen keine Illusionen mehr machen.
LG Peter

oestrich74
03.04.2025

Das ist ein wichtiges Projekt für uns ( und auch für Dich ? ).
Zeigt es das wahre Gesicht der Diktatur
Wir leben aktuell noch im Paradies.
LG Michael

KrysN Photographie
04.04.2025

Technisch wie immer perfekt, deine Collage ... inhaltlich schwierig länger zu betrachtend, sehr beklemmend.
VG Krystina

Helga Wittlinger
05.04.2025

Welch Elend und Leid hat sich in diesen Mauern ereignet!!!
Das macht einen wirklich sprachlos - wie so vieles.
LG Helga

Werner Schabner
13.04.2025

Kann man nur erahnen, was sich hier an Leid abgespielt haben muß. Schrecklich.
LG Werner